Im Mai letzten Jahres hat das Studierendenparlament mit eindeutiger Mehrheit eine Dauerleihgabe der Friedensstatue beschlossen, um gemeinsam eine Erinnerungskultur für Frauen und Kinder, die von sexueller Gewalt in Kriegszeiten betroffen sind, zu entwickeln. Während des Asien-Pazifik-Krieges wurden Frauen und Mädchen in mindestens 14 Ländern des Asien-Pazifik-Raums massiver sexueller Gewalt durch das japanische Militär ausgesetzt. Die Geschichte von sexueller Gewalt in kriegerischen Konflikten wiederholt sich leider immer wieder. Gerade momentan ist daher ein solches Mahnmal überaus wichtig.

Gestern war feministischer Kampftag und auch hier wurde auf die sexualisierte Gewalt im Iran aufmerksam gemacht, auf die feministischen Kämpfe der Kurdinnen* verwiesen und die sexualisierte Gewalt, die gerade in der Ukraine passiert, thematisiert. Die Universität Kassel veranstaltete sogar eigene Workshops zum Thema sexualisierte Gewalt erkennen und verhindern. Kämpfe gegen sexualisierte Gewalt und für die Rechte von Frauen* sind internationale, gemeinsame Kämpfe. Dass  einen Tag nach diesem internationalen feministischen Kampftag die Leitung der Universität entscheidet, ein Denkmal für die Opfer sexualisierte Gewalt zu entfernen, bedauern wir zutiefst.

Die Universitätsleitung hat schon in der Vergangenheit eine Befristung der Leihgabe einseitig beschlossen. Der Korea Verband erfuhr erst am 28. Februar indirekt von einem für die erste Märzwoche geplanten Abbau der Statue. Daraufhin haben wir den direkten Dialog mit der Universität gesucht, um einen späteren Zeitpunkt auszuhandeln, zu dem wir einen alternativen Ort für den dauerhaften Verbleib von ‚Nujin‘ gefunden hätten. Ein nicht einvernehmlicher Abbau sollte verhindert werden. Denn dieser würde wieder zeigen, wie eine Institution unter dem Druck der japanischen Regierung einknickt. Zudem wollten wir die Überlebenden in Korea, Indonesien und den Philippinen davor schützen, durch Bilder von der Statue in einem dunklen und kalten Lagerort,  retraumatisiert zu werden.  Wir erhielten eine mündliche Zusage des Präsidiums, dass sie unserer Bitte nachkommen würden. Umso schockierter waren wir, dass die Universitätsleitung nun einseitig ohne Einverständnis oder Absprache die Räumung von ‚Nujin‘ durchführen ließ.

Wir sind bestürzt darüber, dass die Leitung der Universität Kassel nicht an einer Zusammenarbeit in dieser Form interessiert ist, sondern durch einen Abbau ihre Macht demonstriert. Dies steht im Kontrast dazu, dass die Universitätsleitung noch vor einigen Tagen eine Stellungnahme veröffentlichte, in der sie verkündigte, eine Ausbildungskooperation mit Rüstungskonzernen zu beenden. Wir hinterfragen stark, wie antimilitaristisch die Intentionen der Universitätsleitung wirklich sind.

Nun ist im Campusgarten eine Leerstelle. Wir hoffen, dass diese erhalten bleibt um zu zeigen, dass hier ein feministisches, antimilitaristisches, internationalistisches Denkmal und Mahnmal entfernt wurde. (Original Text: https://koreaverband.de/blog/2023/03/09/uni-kassel-baut-friedensstatue-nujin-ab/)